Seit 30 Jahren ist Frau Weber als Kinderpflegerin in unserem Kindergarten. Im Interview mit Pfarrer Popp soll sie zu Wort kommen.
I: Frau Weber, können Sie sich noch an ihren ersten Arbeitstag erinnern?
W: Ja, ich bin mit meiner Tochter, die dreieinhalb Jahre war, in den Kindergarten gekommen. Doch sie hatte sich am Tag vorher den Pony ratzekahl weggeschnitten und sah echt unmöglich aus. So bin ich dann gekommen, doch die Kolleginnen haben mich freundlich aufgenommen und ich konnte gut Fuß fassen.
Mit meiner damaligen Kollegin Frau Böckmann habe ich 19 Jahre zusammengearbeitet und viel von ihr gelernt.
I: Wie sah der Tagesablauf im Kindergarten vor 30 Jahren aus?
W: Er sah nicht viel anders als heute aus, weil die Kinder die gleichen Grundbedürfnisse haben. Die Kinder kommen an und haben eine Freispielzeit. Dann isst man zusammen und macht Angebote und geht in den Garten. Es kommt das Mittagessen und am Nachmittag ist wieder Angebotsszeit.
I: Was ist heute anders?
W: Heute meint man, die Kinder bräuchten das Ausruhen nicht. Ich finde, sie brauchen es heute auch noch, vor allem die kleineren Kinder. Die Kinder die heute in den Kindergarten kommen, sind jünger. Man muss ganz klein anfangen. Bis sie eine Kindergartenreife erlangen, dauert es länger als früher.
I: Können Sie es an einem Beispiel festmachen?
W: Die Kinder sind nicht so gewöhnt, mit anderen Kindern zusammen zu sein, daher können sie schlechter teilen. Mehr Kinder sind später trocken. Auch das Stifte halten, schneiden, auf einem Stuhl sitzen oder eine Dose aufmachen muss länger geübt werden.
I: Wie war das früher mit dem Essen?
W: Das ist auch interessant zu erzählen. Früher gab es die Töpfchen. Da haben die Eltern zu Hause gekocht und den Kindern das Essen in einem Topf mitgegeben. Der Topf wurde erwärmt und jedes Kind bekam sein eigenes Essen. Die Reste kamen wieder nach Hause.
I: Heute wird das Essen ja geliefert.
W: Ja, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. An dem heutigen Essen finde ich gut, dass alle Kinder das gleiche Essen haben.
I: Was waren Ihre Aufgaben vor 30 Jahren?
W: Im Großen und Ganzen sind die Aufgaben gleichgeblieben. Den Tag mit den Kindern zu erleben und den Kindern so viel wie möglich beizubringen.
I: Was macht Ihnen am meisten Freude?
W: Ich mache alles gerne, doch am meisten gefällt mir Musik und Tanzen und in die Natur gehen.
I: Früher hieß es eher: „Die Kinder sind im Kindergarten aufbewahrt“
W: Ich habe das nicht so erlebt. Es gab schon früher Wochenpläne, wo die Woche durchgeplant war und wir viel angeboten haben, damit die Kinder in allen Bereichen was lernen können
I: Worauf freuen Sie sich, wenn Sie zur Arbeit gehen?
W: Ich freue mich, die Erste zu sein, denn ich möchte nichts verpassen. Ich bin neugierig was alles passiert und möchte möglichst viel von den Kindern mitbekommen.
I: Freuen Sie sich auf den generalsanierten Kindergarten?
W: Ja, weil ich neugierig bin, wie der Kindergarten nun aussieht. Nein, weil ich im Ausweichquartier in St. Nikolaus die Nähe zum Wald so schätze und mit den Kindern gerne unterwegs bin.
I: Vielen Dank für das Interview.